- Trojanischer Krieg
- Trojanischer Krieg,griechischer Mythos: das wichtigste mythische Ereignis der griechischen Frühzeit, die zehnjährige Belagerung von Troja durch die Griechen (Achaier, Argiver), die von Aulis aus unter Führung Agamemnons ausgefahren waren. Anlass des Trojanischen Kriegs, in dem auch die Götter Partei ergriffen, war die Entführung der Helena durch Paris.In der »Ilias« des Homer werden nicht die Eroberung Trojas, sondern die Kämpfe im zehnten Kriegsjahr mit dem Tod von Patroklos und Hektor aus dem Sagenstoff herausgegriffen und dichterisch mit dem Motiv vom Zorn des Achill (über den Raub der ihm zugesprochenen Königstochter Briseis durch Agamemnon) verbunden. Die Erzählung der »Ilias« wurde durch die fast ganz verlorenen Gedichte des epischen Zyklus (zyklische Dichter) ergänzt, u. a. berichtet die »Iliupersis« von der Zerstörung Trojas: Epeios erbaute den Griechen das hölzerne Trojanische Pferd, in dem sich die tapfersten Helden verbargen, während die Griechen zum Schein mit ihren Schiffen abfuhren. Trotz Laokoons Warnung zogen die Trojaner das Pferd als Weihgeschenk an die Göttin Athene in ihre Stadt; nachts stiegen die Helden heraus, riefen die Flotte durch Feuerzeichen zurück und öffneten das Tor. Durch diese List wurde Troja erobert; Priamos und seine Männer, auch Hektors Sohn Astyanax, fanden den Tod, die Frauen (Kassandra, Hekabe u. a.) wurden gefangen abgeführt; mit einigen Bundesgenossen entkam Äneas. Im Zyklus schlossen sich die »Nostoi«, Berichte über die Heimfahrten der griechischen Helden, an, erhalten ist Homers »Odyssee«. Unter Verwendung zahlreicher Märchenmotive werden die Irrfahrten des Menelaos und v. a. des Odysseus von Troja nach Sparta beziehungsweise Ithaka dargestellt. - Neue Bedeutung erhielt die Trojasage durch ihre Verknüpfung mit den Darstellungen vom Ursprung Roms. Der »Odyssee« wurde die Erzählung nachgebildet, der zufolge Äneas nach Irrfahrten über Karthago nach Latium kam und hier Kämpfe, wie sie die »Ilias« vor Troja schildert, zu bestehen hatte. Romulus galt als sein Nachkomme; Rom wurde so zum wieder erstandenen Troja. Diese Darstellungszusammenhänge finden sich bei Naevius und Ennius, erhielten aber ihre klassische Ausprägung in Vergils »Aeneis« und waren für das historische Sendungsbewusstsein der Römer seit Augustus wichtig.Im Mittelalter war der Trojanische Krieg beliebter Erzählstoff. Seine Quelle waren allerdings nicht Homer, sondern spätantike Prosaerzählungen (v. a. der Roman des Diktys). Wichtigste mittelalterliche Bearbeitung ist der »Roman de Troie« des Benoît de Sainte-Maure (um 1165). Erst Ende des 15. Jahrhunderts griff man wieder auf Homers und Vergils Epen zurück. Bis heute werden Episoden des Trojanischen Kriegs immer wieder mit den unterschiedlichsten Intentionen und in allen Gattungen gestaltet. - Die Frage nach der Geschichtlichkeit des Trojanischen Kriegs wurde in der Neuzeit erst mit den Ausgrabungen H. Schliemanns aufgeworfen. Die Polemik betrifft inzwischen das gesamte Machtgefüge im östlichen Mittelmeerraum um die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. Heute wird die Schicht Troja VI/VII von den meisten Archäologen mit der homerischen Stadt identifiziert.Weitere Literatur: Homer.
Universal-Lexikon. 2012.